Josef Georg Miller

Wertschätzung

Erna Miller schreibt: „1948 kam ein Journalist der Mittelbayerischen Zeitung, Herr Fritz Gebhardt, zu uns. Bevor er ins Atelier trat, zog er seine Joppe stramm, befühlte seine Krawatte und strich sich übers Haar. Drinnen stand Sepp, bei der Hitze nur mit Lederschürze bekleidet. Aufräumen durfte ich nie, ich brachte - nach ihm - nur Unordnung. Es kam ein kleiner, wunderschöner Artikel zustande, bei dem alles eintraf, was er sagte. Er hieß: „Künstler der Heimat“ mit einem Bild von 1947 „Kallmünzer Landschaft“.  (S. 30)
Der Redakteur, der so viel Respekt bekundete, ist heute bekannt als Eugen Oker. Er berichtet und bewertet Sepp Miller
„ … jedes einzelne (Bild) ein Kunstwerk und wert, in einer Ausstellung zu hängen… In der Ausdrucksform möchten wir ihn zwischen Van Gogh und Schmidt-Rottluff festlegen, doch sprengt seine Eigenwilligkeit jeden Rahmen. Ein Expressionist mit einem unerhörten Können… Wir glauben nicht falsch zu urteilen, wenn wir ihn neben XAVER FUHR als den bedeutendsten Maler in unserem Heimatgebiet betrachten.“

Das war 1948 richtig und ist erst recht gültig für den späten Miller, der – so der Eindruck auch dieser Ausstellung - je älter desto ausdrucksstärker wird. Seine Arbeiten bestechen durch eine Klarheit und Farbigkeit, seine Zeichnung durch Präzision und Konzentration auf das Wesentliche. 

Miller hatte eine hochkarätige akademische Ausbildung als Künstler. Sein Leben in der Abgeschiedenheit auf dem Land ermöglichte ihm, sich auf dieser Basis ganz auf seine eigene Entfaltung und Entwicklung zu konzentrieren.

Auch wenn die meisten Arbeiten nicht datiert sind, so kann man doch eine klare Entwicklung herauslesen. Miller wird - je länger er malt - in jeder Hinsicht freier. Die farbigsten, prächtigsten Bilder – ja die „jüngsten“ Bilder, sind die des alten Miller. Die starken, leuchtenden Farben, die ungewöhnlichen, manchmal eigenwilligen Kompositionen, entsprechen heute, zum Teil mehr als 50 Jahre nach ihrer Herstellung, unseren Sehgewohnheiten.

Wir können uns von seinen Bildern begeistern lassen. Und Kallmünz kann stolz sein, dass Miller hier gelebt und gemalt hat. Seine Bilder werden heute sehr geschätzt, sie hängen bei der Markgemeinde und in vielen Haushalten in Kallmünz und anderswo. Heute ist er, der als Sonderling galt und die Kallmünzer mit seinen Bildern eher befremdet hat  „Unser Miller“.

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