Millers Motive

Der Mensch, das Menschenbild ist das große Thema der Nachkriegskunst. Die Barbarei des Krieges, die Verbrechen des Rassenwahns hatten auch bei den Künstlern ein tiefes Trauma hinterlassen. Nach dem Verlust der humanistischen Werteordnung musste das Thema neu bearbeitet werden.

Es geht Miller nicht darum, das Gesehene oder das Erlebte künstlerisch zu reproduzieren, wie es die Kunstideologie der Nationalsozialismus forderte. Kunst ist für ihn nicht, was aussieht wie die Wirklichkeit. Wichtig für ihn ist es, ein realistisches und lebensnahes Bild der Menschen und der Welt zu zeigen.

Miller konzentriert sich auf die klassischen Themen und Motive der Malerei: Portrait und Selbstportrait, Landschaft, Stillleben, Akte und Menschen. Er malt ohne Umschweife.
Kallmünz und Szenen aus dem Kinderheim sind seine wichtigsten Motive: er malt den Ort aus allen Perspektiven und in allen Farben. Je älter er wird, umso freier komponiert er die Gassen im Farbenspiel der Natur und der eigenen Empfindungen.

Mütter mit Kindern und Kinderbildnisse ist der zweite Schwerpunkt:  In dem Kinderheim, das zum Teil bis zu 50 Buben und Mädchen aufnahm, fand er sie jederzeit: Buben beim Lesen, Mädchen beim Spiel, Kinder ins Gespräch vertieft, beim Stricken, Spielen oder über Hausaufgeben brütend.
Die Bilder sind stark fokussiert auf eine Haltung, Pose oder Geste. Sie sprechen von liebevoller Zuwendung und inniger Zusammengehörigkeit von Mutter und Kind.
Miller erreicht diese starke Wirkung mit Mitteln der Reduktion auf eine Geste ohne störende Nebeneffekte. Mit perspektivischen Übertreibungen und oft auch Körpern und Körperteilen, die von natürlichen Proportionen abweichen, schafft er es, den Blick des Betrachters zu fokussieren.

Die klassische Form des Stilllebens haben auch die ersten Expressionisten Kirchner, Nolde, Heckel, Pechstein und Schmidt-Rottluff gemalt. Wir dürfen davon ausgehen, dass Miller die Bilder von ihnen in seinem Kunststudium kennen gelernt hat. Er arrangiert Kannen, Tassen, Teller, Obst, Kerzenleuchter, Kleinplastiken auf Tischen, manchmal Blumen in einer Vase, manchmal nur diese allein. In ihrer Farbigkeit und klaren Komposition gehören die Stillleben zu den stärksten Arbeiten von Miller. Gerade der Vergleich mit Arbeiten z.B. von Gabriele Münter oder Karl Schmidt-Rottluff zeigt, welche künstlerische, kompositorische und farbliche Qualität die Stillleben von Miller haben.

Datenschutzerklärung